story

Man hat schon sein Kreuz zu tragen, so wie die Kabel und das Heimkinoequipment beim Umzug auch. Tonnenschweres Gelumpe. Netzteile und Adapter. Ein bekannter Schriftsteller nannte das mal liebevoll sein "Gebammsel". Und wer umzieht, sollte sich heutzutage mal ganz genau angucken, wo er im Schnitt 4 Stunden pro Tag verbringen will. Altbau ? Und alles über Putz verlegen, weia. Neubau von vor 3 Jahren ? Genauso inadäquat. Kabel hinter einem sogenanntem Hifi-Regal verstecken, dass es nicht mal in der passenden Komponentenbreite gibt ? Ne danke. Also neues Haus oder wenigstens die Wände in der neuen Wohnung komplett neu bauen. Aber seid gewarnt, nur wenn ihr einen Elektriker mit einem 17-jährigen Azubi findet, der sich privat schonmal mit etwas komplizierterem als einer Steckdose rumgeschlagen hat, der schonmal ein LAN-Kabel richtig gepatcht und einen 50-poligen Scart-Stecker gelötet hat, dann und nur dann legt mit der Neuinstallation los.

Im ersten Gespräch mit dem Elektriker ging es nur um die Anzahl der Steckdosen und Schalter. Er: "Na dann bauen wir doch gleich ein paar mehr ein, hinterher hat man immer zu wenig". Ich: "Wenn du die versteckst oder in die Wand einlasst, bitte. Ansonsten weg mit deinem optischen Super-Gau". Im Detail hatte ich an Audio-Leitungen gedacht, die mit Cinch-Buchsen aus der Wand kommen, aber findet mal einen Hersteller, der die mit passendem Rahmen im Programm hat. Und ne LAN-Buchse mit 45-Gradknick bitte auch. Und die zwei Scart-Kabel wurden auch nicht vergessen.

Bis ich dann dem Elektriker, dem Maurer, Estrich- und Fussbodenleger erklärt hatte, dass ich gerne an der Stelle des zukünftigen Flats in ein Meter Höhe eine Niesche in der Mauer hätte, in dem Strom, Antenne/Kabel, Audio, LAN und Scart rauskommen, waren schonmal vier Termine vor Ort und dutzende Erklärungen nötig. Die fragenden, fast verzweifelten Gesichter werde ich kaum vergessen. "Wat will der nur ? Ick mach dat doch schon immer uffm Boden lang." oder "Wat is nur ein LAN-Kabel ?" war deutlich in denselben zu lesen. Den Einbau einer Revisionsklappe in weissem und unüberklebbarem Plastik konnte ich gerade noch stoppen. Und dem Bodenleger musste ich auch im letzten Moment auf die Finger hauen, bevor er die Fussleisten per Pressluftnagler an die Wand tackert und dabei dann doch noch die sorgsam eingegipsten Scartkabel drangsaliert.

Dass dann nur eine Scart-Leitung ging, war ja klar. Schonmal nen Elektriker gesehen, der 50 Leitungen durchklingelt oder ein passendes Fluke-Messgerät mit Scart-Buchse hat ? Oder mal fix nen Fernseher oder nen DVD-Player in den Rohbau schleppt, bevor er die Wand vom Maurer wieder zugipsen lässt ?
Ok, liess sich dann mit einem Doppeladapter über die verbliebene Leitung lösen. Zwei Kabel hatten die Chance, dass eins funktioniert, ja deutlich erhöht.

Den 50-Kilo-Flat per Vesa-Halterung in einen Hohlraumstein zu dübeln, ist nunmal nicht schlau, ein Klotz Beton an passender Stelle, kann da deutlich Unheil verhindern helfen, gerade wer gerne mal den Flat 90-Grad rausklappen will und dann nen Hebel von 200 Kilo an zwei Schrauben erzeugt. Oder Kinder, die das Gerät nicht klappen, sondern dran schaukeln wollen. Aber auch das geht vorbei, die Wand ist nun sauber und komplett per Betonbaustein in Schieferoptik verkleidet, die Audiodosen sind mit der Flex ausgesägt und die Niesche ist mit zwei gleichen Steinen und eingeklebter Magnethalterung unsichtbar und trotzdem zu öffnen. Selber gemacht natürlich, Handwerker hätten das nie begriffen.

Und im nächsten Haus ? HDMI 90 Grad die Wand hoch lässt sich nur zu leicht knicken. Glasfaser anstatt LAN ? Ein Nagel und der Putz muss komplett wieder runter. Ein Traum wer eine Wand in Trockenbau zimmert und die Geräte einfach komplett bündig einbaut. Und dann noch fix den Subwoofer ins Sofa sägt ...

Also vergesst nicht, alle Kabel, die in einer Wand verlegt werden, vor dem Eingipsen sauber mit Alufolie zu umwickeln. Audioleitungen direkt an Heizungrohren vorbei ist auch keine gute Idee und WLAN unter einer Stahltreppe erst recht nicht. Ich lerne dazu, die nächste Generation Elektriker hoffentlich auch.

To be continued ...